Von der Übung zu echten Escapes
Vor kurzem habe ich einen Einführungsworkshop in DDC gegeben, und wie so oft konnten die Teilnehmenden in den Übungen relativ flott die Kommandos umsetzen:
- Go = Front soll sich mit der zweiten Scheibe beeilen
- Melk = Front soll mit der zweiten Scheibe warten
- Tip = Front soll bis zum Tip warten und dann zügig verarbeiten
Dazu braucht es ja immer zwei Leute: Back muss den Call machen, Front muss es umsetzen. Wir haben einige Übungen für Front, aber Backs zu schulen ist nicht so einfach. Im echten Spiel muss man in wenigen Sekunden entscheiden, was gespielt wird, es mitteilen und dann umsetzen, das ist sehr schwer zu üben.
Schon länger hat Malte Berghäll, DDC-Beauftragter NRW, da gute Wahrnehmungsübungen zu entwickelt, und beim letzten Training haben wir noch zwei neue Varianten ausprobiert, die ich eingebracht hatte. Hier die Übungen:
1) Welche Farbe kommt zuerst?
Die Übung passiert mit zwei verschiedenfarbigen Scheiben. Ein Angriff wird geworfen, und Back muss nur sagen welche Scheibe zuerst kommt, gelb oder rot.
Folgeübung oder Einstieg für erfahrenere Spielende: Back soll jetzt nicht mehr die Farbe sagen, sondern „Ich“ oder „Du“.
Als finale Form dieser Übung sagt Back „Go“ oder „Melk“.
Das Schöne ist, dass die Situation dabei immer gleich bleibt, und nur die Ansagen komplexer werden. Erst ganz am Schluss verändert sich auch das Verhalten von Back und Front, und beide müssen tatsächlich etwas tun mit ihren Scheiben.
2) Back guckt von außen
Bei dieser Variante zu viert steht die Person, die Back üben will, außerhalb der Courts. Zwei andere fangen Scheiben, die vierte Person wirft sie.
Hier muss Back zunächst rufen, wessen Scheeibe zuerst ankommt (Wahrnehmungsschulung ohne andere Anforderung), bzw. als noch leichtere Variante nur die Farbe.
Wenn das gut klappt, ruft Back Go oder Melk, je nachdem. Die anderen beiden haben dabei gleich Gelegenheit, Escapes zu üben.
Nach 5 Angriffen kann durchgetauscht werden.
3) Tippen ist der Standard, sonst Go
Um Komplexität zu reduzieren, soll hier nicht mehr zwischen drei Szenarien (Go, Melk, Tip) entschieden werden, sondern es gibt eigentlich nur ein Szenario: tippen. Das ist bei stärkeren Teams auch tatsächlich der Fall, wenn ein Angriff mit zwei Scheiben kommt, wird das Timing wohl so gut sein, dass ein Tip nötig wird. Nur falls das mal so gar nicht passt, wird Go gerufen und Front beeilt sich.
Das heißt, ich wähle nicht mehr zwischen drei gleich starken Optionen, sondern ich bin nur wachsam für den Ausnahmefall. Das ist psychologisch betrachtet keine Entscheidung mehr, sondern eine Vigilanzaufgabe, und die geht im Kopf schneller!
4) Front zählt, Back macht einfach
Wenn Backs schon mehr Erfahrung haben, aber die Calls schwer fallen, kann diese Variante Stress rausnehmen. Front zählt ihre Scheibe ein, und Back entscheidet einfach selber, ob getippt wird, Zeit zum Werfen ist oder man lieber noch wartet. Oft passiert bei dieser Übung dann spontan doch ein Call in manchen Situationen, aber es gibt nicht mehr den Stress, dass man etwas sagen und gleichzeitig handeln muss.
Wie immer hoffe ich, dass diese Übungen hilfreich sind für euer Training!