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40 Jahre DDC

Vor kurzem habe ich mich etwas mit der Geschichte von Double Disc Court beschäftigt und in dem Zuge herausgefunden, dass wir sogar Jubiläum haben dieses Jahr! Vor genau 40 Jahren kamen die letzten Bestandteile zusammen, die DDC zu DDC machen: das Spiel 2 gegen 2, die Regel, dass ein Team im Angriff ist, die Regel, dass man mit der Scheibe nicht rennen darf. Zwar wurden schon seit 1970 Sachen gespielt, die dann zu DDC werden würden (sodass wir 2020 auch guten Gewissens 50-jähriges Jubiläum feiern können), aber doch ganz schön anders!

Alles was ich darüber weiß, stammt aus diesem Onlinedokument, das Jim Palmeri selber zusammengestellt hat. Viele der erwähnten Personen finden sich auch in der Geschichte von Freestyle Frisbee, die sich auch spannend liest.

Jim Palmeri (10.5.1970, Rochester, NY, USA)

Eigentlich wollte er mit seinem großen Bruder John und seinem Schwager nur Fußball spielen, aber der Schwager kam nicht und John hat gequengelt und wollte Jim überzeugen, doch mal die Frisbee auszuprobieren. Das hat er dann zum Glück auch geschafft, und die beiden warfen sich etwas die Scheibe zu. Jim, ziemlich sportlich und wettbewerbsorientiert, wurde es aber schnell zu langweilig und kam auf die Idee, mit zwei Frisbees gleichzeitig zu spielen.

Schnell bemerkten die beiden, dass es eine interessante Herausforderung ist, das zu schaffen, und sie kamen auf die Idee, einen Punkt zu vergeben, wenn man es nicht schafft, die zweite Scheibe zu verarbeiten. Weil sie sich darüber stritten, ob der Wurf zu schlecht war oder ob der Catch nicht versucht wurde, brauchten sie Felder: alle Scheiben, die darin aufkamen und liegen blieben, waren okaye Würfe und zählten als nicht gefangen.

Sie nannten dieses Spiel „Court Frisbee“.

Interessanterweise waren die Felder an diesem ersten Nachmittag noch rund (12ft Durchmesser, also knapp 3,70m), einfach weil die Idee war, die zumutbare Reichweite eines Spielers zu markieren. Erst beim zweiten Ausprobieren war es den beiden zu blöd, einen Kreis zu legen, und stattdessen gab es Vierecke (10x12ft, also 3m tief x 3,70m breit).

Der Abstand zwischen diesen Feldern ergab sich schlicht daraus, wie die beiden sich beim ersten Spiel hingestellt hatten: 19ft (5,80m). Innerhalb des eigenen Courts durften sich die beiden übrigens frei bewegen, auch mit Scheibe.

An diesem Sonntag also, am Muttertag, entstand etwas, das später zu DDC werden sollte, weil der Schwager nicht kam, John gequengelt hat und Jim nicht nur hin und her werfen wollte.

1973 City of Rochester Tournament

Die Leute rund um Jim und seinen Bruder veranstalteten regelmäßig Turniere, bei denen sie ihr Court Frisbee spielten und Frisbeegolf in einer selbst ausgedachten Variante – ohne zu wissen, dass es andere Leute gab, die organisiert Frisbee spielten… Immerhin gab es noch kein Internet, wie sollten sie das wissen!

Das änderte sich bei ihrem Turnier 1973, wo einer der neu hinzu gekommenen Teilnehmer einen Newsletter (aus Papier, gell?) der International Frisbee Association (IFA) dabei hatte.

Up until that point in time, neither I nor any of the other regular Rochester Frisbee Club members had ever heard of the International Frisbee Association, or of the IFA Newsletter. After three years of Frisbee play, we had thought we were unique with our Frisbee activity. Outside of our club and league activities, I still hadn’t seen or even heard of anyone else playing with a Frisbee, either for competitive activities like we were doing, or even just tossing one around! We truly, but naively, thought we were the only ones on the planet crazy enough to spend so much time and energy playing Frisbee as often as we did.

Dan Roddick (04.+05.05.1974, New Jersey, NY, USA)

Kaum wusste Jim, dass es andere Leute wie ihn gab, war er schon im nächsten Jahr beim ersten „Octad“, einem von Dan Roddick und Flash Kingsley organisierten Overall-Turnier mit 8 Disziplinen, das in den kommenden Jahren noch einige Male stattfinden sollte. Dabei war eine Disziplin „Court“… natürlich war Jim Palmeri neugierig, was sich hinter dem Namen verbarg, immerhin klang es ziemlich nach dem, was er sich ausgedacht und im Jahr zuvor beim Turnier in Rochester angeboten hatte.

Es war ein deutlich anderes Spiel, mit viel größeren Courts (15×15 Yards) und nur einer Frisbee.
Das sich ergebende Spiel war eher ein Guts zu zweit: man scheuchte den Gegner rum und wollte so werfen, dass nicht gefangen werden konnte. Weil die Ausregel lockerer war und Scheiben durchaus ins Aus rutschen oder rollen durften, waren harte Würfe die beste Strategie.

Immerhin findet sich aber hier die erste Spur der Travelling-Regel: eine gefangene Scheibe musste von da geworfen werden, wo sie gefangen wurde.

1974 City of Rochester Tournament

Von dem Turnier beseelt, plante Jim ein größeres Event im selben Jahr. Damit auch wirklich viele Leute kämen, organisierte er den unfassbaren Hauptgewinn eines Autos für den Sieger des Turniers.

Und wer war da und hat (mit Platz 1 in Frisbeegolf und Platz 3 in Court Frisbee) das Ding gewonnen? Dan „the Stork“ Roddrick, Legende des Frisbeesports, Gewinner des ersten Freestyle Titels der Welt (auch 1974) und Erfinder des Air Brushings. Im Bild sieht man, wie Jim die Autoschlüssel an Dan übergibt. Wahnsinn!

1975 – DDC wird DDC

Jim und Dan experimentieren in der folgenden Zeit weiter mit ihren beiden Court-Varianten, und mischen Jims Version (zwei Scheiben kleine Courts) mit der von Dan (eine Scheibe, große Courts). Das sich ergebende Spiel wird mit zwei Scheiben gespielt, auf 2 Courts von 13×12 Yards (ca 12x11m), allerdings immer noch 1 gegen 1! Dieses Spiel nannten die beiden Double Disc Court.

Diese Variante wurde danach sowohl von Jim wie Dan weiter gespielt, und war 1976 auch Teil des von Dan Roddick organisierten Jersey Jam, und ein Jahr später, 1977, bei einem Event von Jim Powers in Philadelphia mit dem historisch wichtigen Titel DDC World Championship.

Man ziehe sich rein: die erste Weltmeisterschaft im DDC 1977 wurde 1 gegen 1 gespielt.

1978 – DDC bei der North American Series

Gerry Geare und Steve McLean beim Rose Bowl 1979

Die NAS war eine Reihe von Turnieren, die für die World Championship qualifizierten. Dan Roddick hatte gemeinsam mit Al Bonopane weiter an den Regeln gearbeitet, und in 1978 wurde bei diesen Turnieren das erste Mal DDC als der Sport gespielt, der es bis dahin geworden war: 2 Leute, 2 Scheiben,2 Courts. Während dieser Turnierserie entstanden weitere Regeln, am wichtigsten die Regel, dass mit der Scheibe nicht gelaufen werden darf (nach vorne gar nicht, maximal ein Schritt zur Seite) sowie die Regel, dass ein Team die Initiative hat und bei einem Patt angreifen muss.

Da ziemlich viele Leute in der NAS antraten, spielten sehr viele Leute DDC und logischerweise wuchs die Popularität:

By the end of the 1978 season DDC had grown from the unwanted duckling of the sport to becoming one of the most popular of the events.

Und seitdem ging es im wesentlichen unverändert weiter… Ich hoffe, dieser kleine Rückblick war für euch ebenso interessant zu lesen, wie er für mich beim Schreiben war! Besten Dank an Gerry Geare, der mir auf Facebook ein paar historische Photos zur Verfügung gestellt hat.

Mark Horn und Gerry Geare im Rose Bowl 1980